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Montag, 20. Mai 2013

Was taten die alten Römer so am Sonntagnachmittag?

Ich hab mich mal mit einem Kelten-Fan unterhalten, der zu mir gesagt hat: "Entweder bist du für die Römer oder die Kelten, du kannst nicht beide mögen." Dann hat er mir aufgezählt, warum die Kelten um so vieles besser waren!
Etwa so, als würde man heute sagen: ENTWEDER magst du die Japaner ODER die Neuseeländer. Natürlich gibts kein entweder - oder. Wenn ich mich mit der Geschichte beschäftige, dann seh ich das neutral:
Ich will wissen, wie die Menschen damals dachten, was sie taten und warum sie es taten. Und zwar ausnahmslos ALLE Menschen, aller Nationen und Kontinente. Es ist ja schließlich unsere gemeinsame Geschichte.

Gestern hab ich also die Römer besucht. Und zwar in Carnuntum. Von Wien aus ein bisserl rechts. (Wenn man die Karte richtig rum hält, also mit Norden oben)



Zuerst einmal war da die Donau. Eigentlich war sie kein linienförmiger Fluss, so wie wir ihn heute kennen, sondern mehr so eine riesige Wassermasse, die sich in Richtung Schwarzes Meer bewegte, mit vielen Seitenarmen und Sümpfen. Sie floss auch wesentlich langsamer als heute, deshalb war sie im Winter komplett zugefroren.

Donaubrücke bei Hainburg

Die Römer kamen dann erstmals um 1n.Chr. Natürlich keineswegs in friedlicher Absicht, wer hätte das auch geglaubt. Sie befanden sich im Krieg mit den Markomannen und wollten diese von Rom fernhalten. Genau wie in heutiger Zeit war das aber auch kein Dauerkrieg. Es gab auch hin und wieder Friedenszeiten, wo man dann wieder fleißig Handel miteinander betrieb. Bernstein zum Beispiel. Ich schätze mal, Frieden und Krieg waren damals schon Sache der Politik.


Also eingetreten in die gute Stube. Und wie immer fängt alles beim Essen an. Schau ma mal, was es heute so gibt bei den alten Römern:

Römerküchenkultur

Die Römer waren ziemliche Gourmets. Natürlich nur die Reichen, genau wie bei uns auch. Die arme Bevölkerung und der gemeine Soldat hatte mit viel Glück eine Pampe aus Zwiebeln, Getreide und Mehl täglich in seiner Schüssel.
Aber die Adeligen, die konnten schlemmen. Rebhühner, Wachteln, Stör aus der Donau und wenn man ganz reich war, konnte man sich auch in Salzwasser eingelegte Muscheln direkt von der Adria kommen lassen. 

Römerfutter

Die Römer kultivierten brav Weintrauben und brachten auch jede Menge Obst aus südlichen Gefilden mit. Es gab zwar schon Äpfel vorher im Land der Kelten, aber die musste man kochen vor dem Essen, sonst waren sie ungenießbar. Die Römer brachten Sorten mit, die man direkt vom Baum essen konnte, also doch ein wenig handlicher. Natürlich hat das Zeug nicht so ausgesehen wie heute, wie genau weiß man nicht, aber daraus sind unsere heutigen Früchte entstanden.

meine hübschen Beinchen auf alten Römerwegen

Und weil sie so schöne Straßen gebaut haben, konnten die Römer ziemlich schnell von einem Ort zum anderen gelangen. Carnuntum lag nämlich auf der Bernsteinstraße. Das Gold von der Ostsee wurde hoch geschätzt von den adeligen Römerinnen, besonders in Form von Schmuck.

kleiner Aufguss gefällig?

Gebadet haben sie auch sehr gerne die Römer, deshalb gab es auch in Carnuntum eine Therme mit vielen Wasserbecken. Natürlich streng getrennt Mann und Frau. Man konnte zwar zusammen das Gemeinschaftsklo benützen, aber doch nicht das Badewasser teilen.

Römermassenabort

Und weil die Winter im hohen Norden doch etwas frischer waren als im schönen Rom, mussten die lieben Römer ihre Häuser auch ordentlich beheizen. Und was gibt es da bequemeres als eine Fußbodenheizung?
(Natürlich wieder mal nur den Adeligen vorbehalten. Der gemeine Soldat musste mit einem Fell in einem Zelt vorlieb nehmen. Brrrr!)

geheizt wird unterirdisch

Der werte Herr da unten kam 171n.Chr. ins schöne Niederösterreich. Der Philosophenkaiser verfasste in Carnuntum den zweiten Teil seiner Selbstbetrachtungen. Dann hat er es vorgezogen nach Vindobona (Wien) zu gehen um zu sterben. Oder auch woanders, da sind sich die Geschichtler nicht ganz einig. Und mit ein paar Worten des lieben Marc Aurel ganz unten am Post beende ich auch meinen heutigen Ausflug zu den Römern.

Herr Aurelius

Im 4.Jhd. zerstörte ein Erdbeben die Stadt und das war dann gleichzeitig auch der Anfang vom Ende. Carnuntum verlor an Bedeutung und um 430n.Chr. verließen die letzten Römer die Gegend.
Was blieb ist eine Menge Erde zum Graben.



"Fasse die Dinge nicht so auf, wie sie dein Beleidiger auffasst oder von dir aufgefasst haben will; sieh dieselben vielmehr so an, wie sie in Wahrheit sind."
Marc-Aurel, Selbstbetrachtungen, Kapitel 4


-> ...leichter gesagt als getan, oder??? ;-)



(Falls ihr noch etwas hinzufügen wollt, oder der Meinung seit, ich habe mich an irgendeiner Stelle geirrt, so bitte ich euch um Nachricht.. :-)

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